RATA 2021

Freitag, 25. Juni, 13:00 Uhr, das Projekt RATA startete zum zweiten Mal für mich. Aber dieses Mal war alles anders, kein Top-Favorit am Start, aber einige schnelle Leute.


„Da ist was drin Tschuppi, das ist ein Rennen, und fahr das auch so“, hieß es von allen Seiten. Ich wusste was ich kann, dass ich top-vorbereitet war und das beste Team hinter mir stand. Also gesagt getan, versuchen wir ein gutes Rennen zu fahren.
Nach dem Start war Paul Lindner gleich weg, ich versuchte das Tempo hoch zu halten und positionierte mich vorne, um zu sehen was passiert, wir fuhren als Gruppetto bis Einfahrt Stelvio. Da probierte ich erstmals zu testen was geht und fuhr mit Paul Lindner weg, niemand folgte. Anschließend ließ ich Paul fahren, zu hoch war mir sein Tempo. Ich fuhr meine vorgenommene Leistung hoch und wurde von Daniel Biehler und Thomas Hoffmeister überholt. So ging ich als 4ter über das Stelvio und fühlte mich nicht sonderlich gut. In der Abfahrt konnte ich schnell auf Paul auffahren und an der Ampel standen dann die anderen zwei. Zu viert fuhren wir dann Richtung Bormio und bis zur Einfahrt Gavia, wo Thomas wegfuhr, ich hatte keine Chance mitzufahren und Paul konnte uns nicht mehr folgen. Ich entschied mich dazu mit Daniel hoch zu fahren (ich war am verzweifeln, mir ging es nicht gut. Daniel meinte immer wieder: „Lach einmal und genieß die Natur, weißt wie geil, 2 Tiroler am Stockerl.“) Da musste ich ihn aber bremsen und meinte, dass es noch sehr weit ist. Ich fand mich zu dem Zeitpunkt absolut nicht in der Lage, um das Podium zu fahren, zu schlecht ging es mir.

Nach Edolo stellte sich heraus, dass das eine sehr gute Idee war Thomas ziehen zu lassen, denn wir holten ihn wieder ein und so konnten wir perfekt zu dritt bis Einfahrt Mortirollo zusammenarbeiten. Da begann das Rennen dann neu. Ab Kilometer 5 von 11 fühlte ich mich erstmals im Rennen richtig wohl und konnte endlich befreit fahren. Daniel konnte ab dem Zeitpunkt nicht mehr folgen und ein erstes Kräftemessen mit Thomas begann. Ich konnte mich ca. 2 min absetzen, aber mein Team meinte:  „Tschuppi, jetzt weiß er, dass du stärker bist, aber fahrt zusammen weiter, es wird wieder flach und ihr könnt weiterhin zusammenarbeiten.“

So fuhren wir ab der Passhöhe zusammen weiter bis Tirano, wo ein kurzer Wolkenbruch nieder ging. Ich wechselte meine Schuhe, zog die Regenschuhe und Hose an, was mich ein wenig Zeit kostete (aber im Nachhinein goldrichtig war).
Ich bemerkte, dass mich Daniel überholt hatte und Thomas auf und davon war. „Scheiße, jetzt haben wir alles verschissen und verloren“. Mit einer Wut im Bauch fuhr ich an Daniel vorbei und wollte unbedingt vor der Passhöhe wieder auf Thomas aufschließen, was mir auch gelang. Oben ein Blitzboxenstopp (trockener Rennanzug, Ärmlinge, Knielinge, Gilet und dicke Jacke). Anschließend fuhr ich mit Thomas weiter und es hat super harmoniert, am Albula Pass fragt er dann „Weißt du denn, auf was für einer Zielzeit wir unterwegs sind?“ Nein, natürlich wusste ich das nicht (ich wusste nur meine Watt die ich drücken sollte). „Wir sind 10min vor Roberts Streckenrekord“, meinte Thomas. Ich glaubte ihm das fast nicht, sagte aber: „OK geil, das ist nicht schlecht.“ Wir fuhren zusammen den Pass hoch und waren beide ziemlich am Limit, aber keiner wollte alleine nach Davos fahren und so blieben wir bis nach Davos zusammen und arbeiteten weiterhin perfekt zusammen. Nach Davos, am Flüele Pass, versuchte ich mein Glück in der Flucht, und sah dass Thomas‘ Licht immer kleiner wurde. „He jetzt haben wir ihn am falschen Fuß erwischt, zieh durch!“


Ab jetzt wollte nicht nur ich den Sieg, sondern auch mein ganzes Team welches mich dann immer weiter hochpeitschte. In der Auffahrt am Ofenpass fragte ich das erst Mal nach unserem Vorsprung. Da waren es angeblich 5min (ich hatte Angst, war fast ein bisschen verzweifelt, war ich doch eigentlich schon ziemlich am Ende und wusste es sind noch 2.500hm, da kann noch viel passieren). An der Passhöhe hieß es dann: „Tschuppi, 10 min Vorsprung, lass dir das nicht mehr nehmen, drück drauf“!
Ab St. Maria war es dann eine Qual. Die Auffahrt Richtung Umbrail war ein richtiger Kampf und bei jedem Mal fragen: „Wie weit sind wir voraus“, hieß es: „Hör nicht auf drücken der kommt von hinten, der fährt nicht langsamer als du, der Abstand bleibt gleich oder wird kleiner!“ Mit letzter Willenskraft und letzten Kräften versuchte ich dann wieder ordentlich zu drücken. In jeder Kurve sah ich zurück: „Ich sehe sie nicht, wo sind die, der kann doch nicht jetzt auf einmal schneller fahren als ich?“ Mein Team meinte: „Die kommen, bleib dran!“ An der Passhöhe meinte Fredl dann: „OK, Tschuppi fahr das Ding nach Hause, 15 min Vorsprung, nix riskieren in der Abfahrt.“ Ich dachte: „15 Minuten ist immer noch nicht viel, es sind noch 1,5 Stunden Auffahrt von Prad bis ins Ziel.“
Wenn der Wind uns entgegenbläst kann noch viel passieren. So riskierte ich auf der letzten Abfahrt doch noch einmal und hielt voll rein, denn auch abwärts kann man entscheidende Minuten verlieren oder gewinnen.
In Prad angekommen, erste Überraschung, kein Wind (Gott sei Dank! Hatte ich doch so Angst davor gegen den Wind zu fahren und einzugehen), danach die zweite Überraschung „Tschuppi, liebe Grüße von Rubi, fahr gscheid, du hast noch 1,5 Std auf den Streckenrekord“!


 „Was, ist das euer Ernst? Wie geil ist das? Von Mals brauchen wir nur mehr ca.1 Std.“, dachte ich mir. An der Ampel in Mals erfuhr ich dann noch von der Rennleitung, dass es nicht 15min Vorsprung waren sondern 30min. Jetzt war klar, das gehört uns!
Mit den ganzen Bekannten und der Familie am Straßenrand war es dann noch viel leichter ordentlich ins Ziel zu fahren.
An der Grenze nochmal ein schneller Stopp, Ärmlinge aus und mit Vollgas in Richtung Ziel. Es war einfach ein überwältigendes Gefühl vor meiner Familie, Freunden und Bekannten als ERSTER durch den Zielbogen in Nauders zu fahren und das noch in Rekordzeit, so unerreichbar erschienen mir die letztjährigen Sieger….

VIELEN DANK AN ALLE DIE DABEI WAREN!

Ein Kommentar

  • Josef Imhof

    Hey Tschuppi – unglaublich. Gratulationen us de Schwiz🇨🇭! Das ist ja der Wahnsinn. Diese Leistung an und für sich ist ja schon ausserirdisch und dazu noch in Rekordzeit zu gewinnen. Einfach nur Wooow👍 Josef (Schischüler 2019)

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